Donnerstag, 24. Mai 2012
Nie war weniger Kompass
Es war einmal ein Land…

In dem ging es nicht vor und nicht zurück. Das Land war gezeichnet, die Wirtschaft steckte in der Krise, die Arbeitslosigkeit war hoch und kleine Parteien, rechts und links am Rand hatten Hochkonjunktur. Heilsversprechen machten die Runde. Die Medien schlugen sich, je nach Ausrichtung, auf die eine oder andere Seite. Die Wirtschaft wollte ihr Geld zusammenhalten und unterstützte den rechten Rand. Der Rest ist Geschichte…

Es gab es einmal zwei Länder…

Die kamen ernüchtert aus einem großen Krieg. Die Menschen waren ernüchtert, das einzige wonach sich alle sehnten waren Ruhe und Sicherheit. In der einen Hälfte feierte die Restauration lähmende Urständ, in der anderen Hälfte wurde das gesamte Gesellschaftssystem auf den Kopf gestellt, doch hielt die anschließende Lähmung hier noch länger als auf der anderen Seite an. In den sechziger Jahren begehrten viele Menschen hüben wie drüben auf. Auf der einen Seite veränderte dies die Gesellschaft, auf der anderen wurde der Widerstand blutig unterdrückt. Beiden Seiten gemein war eine Abhängigkeit von der jeweiligen Großmacht und dem Wunsch nie wieder in einen Krieg zu geraten, auch wenn die jeweils andere Seite immer wieder der Kriegsgelüste bezichtigt wurde. Die Medien? Auf der einen Seite ausdifferenziert, auf der anderen Seite gleichgeschaltet.

Es ist ein Land…

Das seit mehr als zwanzig Jahren wieder eins ist. Das hochanerkannt ist in der Welt. Dem es wirtschaftlich gut geht. Das demokratisch verfasst hat. Das auf eigenem Land seit 67 Jahren keinen Krieg erlebt hat. Das souverän ist. Die großen Schlachten sind geschlagen. Und genau das macht Viele mürbe. Die „großen Themen“ wechseln schneller, als so mancher das eigene Unterhemd. „Es ist gut, natürlich könnte vieles besser sein, lasst uns daran arbeiten mit allen gesellschaftlichen Kräften“. Das wäre eine realistische Einstellung. „Es ist gut, aber das interessiert uns nicht, wir finden in jeder Suppe ein Haar“. Das ist Credo von Medien und Interessengruppen. Und weit und breit kaum ein Politiker, eine Politikerin, die dieses Spiel nicht mitmachen. Gefahr von rechts, Gefahr von links, Gefahr von innen, Gefahr von außen, Gefahr von oben, Gefahr von unten. Und weit und breit kaum ein Politiker, eine Politikerin, die dieses Spiel nicht mitmachen, kaum eine gesellschaftlich relevante Gruppe, die das Ganze vom Kopf auf den Fuß stellen könnte. Heute loben wir das schnelle Pferd, morgen mokieren wir uns, dass es Äpfel legt. Wir haben unseren Kompass verloren.

Wie wird das Land…

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